Das schon traditionelle Mostseminar in der Kulturscheune war wieder eine unterhaltsame Veranstaltung mit interessanter Wissensvermittlung. Verstärkt zeigte sich erneut die Weiterentwicklung des Mostgeschmacks vom durchgegorenen oft räßen Most zum fruchtigen Getränk mit deutlicher Restsüße.

Die Teilnehmer konnten gleich nach ihrem Eintreffen zugreifen. Die Aktiven des Kulturcafes Chamäleon sorgten mit Schmalzbroten, Kimmig- und Zwiebelberta für eine passende Nahrungsgrundlage. Danke!
Nach der Begrüßung durch Michael Niethammer vom Kulturcafe folgte eine kurze Einführung von Hans G. Wener über die Abstimmungsmodalitäten. Maximal konnten 21 Punkte vergeben werden, die äußeren Merkmale wie Farbe (1-3 Punkte) und Klarheit (1-3 Punkte) waren relativ einfach zu entscheiden, die sensorischen Merkmale Geruch (1-5 Punkte) und Geschmack (1-5 Punkt) waren eindeutig anspruchsvoller, vor allem bei der großen Anzahl (20!) zu testender Proben. Über den Gesamteindruck Harmonie (1-5 Punkte) konnte das Endergebnis noch korrigiert werden.

ms1-f

In Glaskrügen wurden von den Akteuren des Netzwerks Streuobst die Proben an die einzelnen Tischgruppen ausgeschenkt. Christoph Herrmann taktete die Verkostung durch passende Melodien auf seinem Akkordeon und sorgte für gute Stimmung. Nach einer guten Stunde waren alle Proben ausgegeben und bewertet. Je nach Qualität wurden die Moste genossen oder der im Glas verbliebene Rest weggegossen.

Bei Musik lässt es sich besser auf die Mostproben konzentrieren.

Bei Musik lässt es sich besser auf die Mostproben konzentrieren.

Während das OGV-Team Martin/Martin die Bewertungsbögen digital auswertete, referierte Michael Niethammer lässig mit der linken Hand in der Hosentasche (durch einen Sportunfall war sein Schultergelenk marode) über die Wirkung des Schwefels bei der Mostherstellung. Mit eingängigen, humorvollen Bildfolgen sorgte er für optimales Verständnis. Die Feststellung, dass ohne Verwendung von Schwefel oft keine reine Vergärung ohne Fehltönung möglich ist, war für einige Anwesende neu. Der Hinweis, dass selbst teure Bioweine ohne die Verwendung von Schwefel zu keinem guten Produkt ausgebaut werden können, überraschte viele. Bei einigen Mosten waren trotz der sorgsamen Herstellung störende Merkmale bei Geruch und Geschmack wahrnehmbar, sie führten zu reduzierten Punktzahlen.
Das gesundheitliche Risiko des Schwefelanteils im Most ist zu vernachlässigen, müssten doch ca. 8000 l Most getrunken werden, um die letale Dosis zu erreichen. Die verbreitete Meinung, dass der Schwefel im Getränk zu Kopfweh führt, lässt sich laut Michael Niethammers Ausführungen eher am parallel dazu genossenen Alkohol festmachen.

ms2-f

Unter den ca. 50 Anwesenden, alle an der Abstimmung beteiligt, wurde am Schluss noch heftig diskutiert. Wie muss ein schwäbischer Most schmecken? Die Entscheidung der Anwesenden auf ihren Abstimmungsbögen war relativ eindeutig, der Trend geht hier zum fruchtigen Most!
Hans G. Wener konnte am Schluss folgende mit Spannung erwartete Ergebnisse bekanntgeben:

1. Platz mit 155 Punkten Edwin Kessler aus Bietenhausen
2. Platz mit 147 Punkten Helmut Gugel aus Tübingen
3. Platz mit 140 Punkten „Der fruchtige Steinlachtäler“ (OGV Steinlachtal/Häussermann)
4. Platz mit 135 Punkten Helmut Seidel Mössingen
5. Platz mit 134 Punkten „Der klassische Steinlachtäler“(OGV Steinlachtal/Häussermann)

Die unbestechliche Jury

Die unbestechliche Jury