Werbeflyer für die Internetplattform myStueckle.de

Werbeflyer für die Website myStueckle.de

Ausgangslage
Von den etwa 40.000 Streuobstbäumen rund um Mössingen befindet sich ein erheblicher Anteil auf den Allmendgrundstücken im kommunalen Eigentum. Diese Einzelparzellen werden an interessierte Bürger gegen eine geringe Gebühr verpachtet. Leider sind viele Allmandteile nicht verpachtet, die Baumbestände weisen dementsprechende Pflegerückstände auf. Als zunehmend problematisch erwies sich dabei, dass die Verpachtung auf der Basis veralteter historischer Karten erfolgen musste. Der Aufwand hierfür war relativ hoch, das Verfahren intransparent und nicht zeitgemäß. Zudem dauerte es mitunter sehr lange, bis pachtwillige Bürger das gewünschte Allmandteil zugewiesen bekamen.

Idee
2011 führte das Netzwerk Streuobst erstmals die gemeinschaftliche Ernte­aktion „Mössinger ernten Mössinger – Nur die Faulen bleiben liegen.“ durch. Im Vorfeld dieser Aktion wurden anhand der historischen Karten die Apfelbäume aller nicht verpachteten Allmandteile markiert, ihre Position auf Orthofotos festgehalten. Wenig später kartierte Christopher Kunze, ein Diplomand des Regionalverbands Neckar-Alb einen weiteren Teilbereich dieser Obstwiesen, ebenfalls in Zusammenarbeit mit dem Netzwerk Streuobst. Aus diesen ersten Ansätzen einer Bestandsaufnahme der Mössinger Allmandteile entstand Anfang 2014 die Idee, die Kartierung sehr viel detaillierter durchzuführen. Die gewonnenen Daten könnten dann nicht nur zur Administration der Allmandteile genutzt werden, sondern auch für weitere Maßnahmen zur Verfügung stehen – für planerische Aktivitäten genauso wie für Pflege‑ und Ernteaktionen. Darüber hinaus wäre es so möglich, die Allmandteile den Mössinger Bürgern in Form einer recherchierbaren Internetplattform zu präsentieren – als myStueckle.de.

PLENUM-Antrag
Ein solches Projekt, das wurde angesichts zu erwartender Kosten von rund 35.000 Euro schnell klar, könnte nicht auf ehrenamtlicher Basis gestemmt werden. Daher stellte das Netzwerk Streuobst die Idee der Stadt Mössingen vor und fand bei Oberbürgermeister ­Michael Bulander offene Ohren. Der hinter dem Projekt stehende Naturschutzgedanke – u.a. sollte die Kartierung von der Anbringung neuer Nisthilfen flankiert werden – prädestinierte es für eine Förderung mit PLENUM-Mitteln („Projekt des Landes zur Erhaltung und Entwicklung von Natur und Umwelt“). Dazu passte auch, dass die Kartierung von der AiS-Grüngruppe „Streuobst und Naturschutz“ durchgeführt werden sollte, denn das PLENUM-Gebiet Tübingen fördert vorrangig Projekte mit inklusivem Charakter. Daher stellte OB Bulander in Aussicht, das Projekt unter Zuhilfenahme von Landesmitteln zu finanzieren. Im Juni 2014 beantragte die Stadt Mössingen entsprechende PLENUM-Fördermittel, die im Juli 2014 bewilligt wurden. Das Projekt startete schließlich im Oktober 2014.

Durchführung
Zunächst wurden nach Auswahl der geeigneten „Stückle“ durch die Stadt Mössingen die einzelnen Parzellen und Bäume anhand der historischen Karten und der vorliegenden Orthofotos digitalisiert. Danach wurde auf Basis einer gemeinsam erarbeiteten Datenstruktur eine webbasierte Eingabemaske programmiert, mithilfe derer die tatsächlichen Gegebenheiten vor Ort kartiert werden konnten. Parallel zur Kartierung wurden Nisthilfen angebracht sowie die einzelnen Stückle nach einem neu erarbeiteten System ausgeschildert. Die so gewonnenen Daten werden nun doppelt genutzt: Einerseits zur Administration und Weiterverarbeitung der Daten sowie der statistischen Auswertung, andererseits – übef myStueckle.de – werden die verpachtbaren Parzellen auf möglichst einfache, einleuchtende und zeitgemäße Weise interessierten Bürgern zur Verfügung gestellt.

Realisiert wurde das Projekt von folgenden fünf Partnern:
• Stadt Mössingen: Ausgangsdaten und Orthofotos, Co-Finanzierung
• Sabine Mall-Eder: Digitalisierung der Parzellen und Bäume, Beratung
• PEAK GmbH, Tübingen: Programmierung und Design
• AiS-Gruppe „Streuobst und Naturschutz“: Kartierung und Ausschilderung
• NABU Mössingen: Fachliche Beratung und Anbringung der Nisthilfen

myStueckle.de: einfach, einleuchtend, zeitgemäß

myStueckle.de: einfach, einleuchtend, zeitgemäß

myStueckle.de
Die übersichtlich strukturierte, intuitiv bedienbare Website bietet interessierten Bürgern die Möglichkeit, auf einfache Weise „ihr“ Stückle zu finden, zu pachten und sich über die Rahmenbedingungen zu informieren. Dazu dienen die Menüpunkte

  • Stücklewissen: Hier finden sich alle notwendigen Informationen zur Mössinger Besonderheit der städtischen Allmandteile, zu ihrem Zuschnitt, den vertretenen Obstarten, zu naturschutzfachlichen Hintergründen, Rechte und Pflichten der Pächter, Ablauf des Pachtvorgangs sowie Tipps, Links und Hinweise auf Hilfe zu allen Fragen.
  • Stückle suchen: Die zentrale Suchfunktion von myStueckle.de bietet dem potentiellen Pächter die Möglichkeit, die zentralen Kriterien zur Wahl eines „Stückles“ anzulegen: In welchem Zustand befindet es sich? Wie gut ist es erreichbar? Welche Obstarten finde ich darauf? Die Website „spuckt“ die passenden Stückle aus, wobei die sich ergebende Liste nach weiteren Kriterien strukturiert werden kann.
  • Stückle zeigen: Die zur Wahl stehenden Stückle lassen sich hier noch genauer unter die Lupe nehmen. So werden die Daten jedes einzelnen Baums ausgegeben – von Alter über Pflegezustand und Schäden bis hin zu den genauen GPS-Daten. Ist der Interessent davon überzeugt, das richtige Stückle gefunden zu haben, kann er per Knopfdruck eine Pachtanfrage an die Stadt Mössingen abschicken. In der Regel wird dann sehr schnell ein Pachtvertrag abgeschlossen.

myBäumle
Die Daten, die myStueckle.de zugrunde liegen, werden seit Oktober 2016 auch für das Patenschaftsprojekt myBäumle genutzt. Hier können Bürger, Unternehmen, Vereine oder andere Institutionen, die sich selbst nicht in der Lage sehen, ein Stückle zu bewirtschaften, für ausgewählte Stückle oder einzelne Bäume Patenschaften übernehmen und so deren Pflege finanzieren.

Potentiale
myStueckle.de zeigt „nur“ die tatsächlich verpachtbaren Stückle an. Ins Kataster aufgenommen wurden jedoch auch weitere Gebiete, die aus verschiedenen Gründen nicht verpachtet werden sollen. Auf diese Datenbasis könnten also auch andere (Naturschutz-)Projekte wie etwa eine Biotopverbundkonzeption zugreifen. Auch ist die Erfassung weiterer Gebiete denkbar.
Sinnvoll wäre außerdem eine regelmäßige Nacherhebung der Daten, um so eine (hoffentlich positive) Entwicklung der Streuobstwiesen um Mössingen dokumentieren zu können. Die gewonnenen Daten könnten auch zu wissenschaftlichen Zwecken ausgewertet werden.

Aktuelles
Der große Erfolg des Projekts (über 40 neuverpachtete Stückle seit Start des Projekts) führte dazu, dass immer weniger Allmandteile über myStueckle verpachtet werden können – es sind einfach nicht mehr viele da, die den Wunschkriterien der potentiellen Pächter entsprechen. Daher wurde myStueckle.de in einer zweiten Projektphase von 2017-2020 räumlich erweitert, aber auch inhaltlich und optisch verbessert. Die Stadt Mössingen stellte hierzu in Zusammenarbeit mit dem Netzwerk Streuobst einen PLENUM-Förderantrag. Die neu aufgenommenen Flächen und das neue System myStueckle 2.0 werden ab dem 23.7.2020 zur Verfügung stehen.
Übrigens: Natürlich können über die Flächen von myStueckle hinaus auch weitere Flächen gepachtet werden. Im Rathaus Mössingen sind dafür Frau Deininger und Frau Wels zuständig.