Hans-Thomas Bosch war am Apfelfreitag sehr gefragt. Nachdem er ausgiebigst Apfel- und Birnensorten aus dem ganzen Steinlachtal bestimmt hatte, durfte er eine kleine kulinarische Pause im Café Pausa machen, bevor es gleich anschließend wieder quer über den Löwensteinplatz zurück in den Tonnenhallen-Vortragsraum ging. Birnen waren sein Thema und auch hier war das Interesse groß – zu Recht. Sachkundig und eloquent, flankiert von beeindruckenden Bildern der oft mächtigen Bäume beschrieb der Obstsortenfachmann vom Kompetenzzentrum Obstbau Bodensee in Bavendorf eine Birne nach der anderen.

Die gängigsten Sorten in Baden-Württemberg sind die Schweizer Wasserbirne („Sackstupfer“, heute wegen Birnenverfall nicht mehr geeignet), die Oberösterreicher Weinbirne (in den 90er Jahren vom Feuerbrand dezimiert), der kleinfrüchtige Gelbmöstler mit seiner kugeligen Krone, die insbesondere zum Dörren und Destillieren geeignete Palmischbirne, gefolgt von der gefürchteten Grünen Jagdbirne. Letztere ist eine typische Wirtschaftsbirne, mit der heute nicht mehr viele etwas anfangen können. Solche Birnen enthalten viele Gerbstoffe, sind hart und benötighen viel Zeit zum Reifen. Wer im September in eine beißt, bereut das sofort. Dabei entfalten sie ihr Aroma erst nach einigen Frösten und können durchaus bis im Januar liegen bleiben. Früher wurde die Grüne Jagdbirne (eigentlich „Metzer Bratbirne“) als „Scheidbirne“ zur Klärung des Trubs eingesetzt, heute nutzen sie Fachleute nach entsprechender Behandlung für Premiumprodukte.

Auch die Kirchensaller Mostbirne wird wegen ihres hohen Gerbstoffgehalts oft unterschätzt, bringt aber gut und gerne bis zu 80 Oechsle und wird oft auch als Sämlingsunterlage genutzt. Hans-Thomas Bosch erzählte begeistert von Birnbäumen mit markanter Wuchsform, darunter etwa die Brunnenbirne, die Wilde Eierbirne oder auch Gellerts Butterbirne. Die Guntershauser (oder Owener) Mostbirne ist sehr langlebig und bildet 150- bis 180-jährige Baumriesen mit einem Stammumfang von 4 Metern.

Der Trend aber geht zu großfrüchtigen Sorten, auch um die Erntearbeit zu verringern. Ein gutes Beispiel hierfür ist die Bayerische Weinbirne, die „sehr saftig, süß aber herb“ schmeckt, aber auch einige Wochen lagerfähig ist. Ähnlich auch die Paulsbirne, die sehr vital und starkwüchsig und heute auch für schwierige Lagen geeignet ist und eine landschaftsprägende Krone ausbildet. Den ältesten Birnbaum fand Bosch bei Augsburg. Er schätzt ihn auf 350 Jahre. Sein Stammumfang beträgt rund 5 Meter. Damals herrschte in Frankreich der „Sonnenkönig“ Ludwig XIV.