Im weiten Hardt, unweit des Lehr- und Schaugartens des Mössinger Obst- und Gartenbauvereins, läuft derzeit eine Bachelor-Arbeit der Forststudentin an der Rottenburger Hochschule für Forstwirtschaft, Karolin Kleinz.
Sie untersucht den Ausbreitungsmechanismus des Halbschmarotzers an einem ca. 60 Jahre alten Apfelbaum. Über 300 Einzelmisteln hat sie dokumentiert. An dem jährlichen Zuwachs kann sie das Alter der jeweiligen Mistel feststellen. Mit Hilfe des Abstandes der Jahresringe im Stamm kann der Zuwachs protokolliert werden und die Reduzierung des Zuwachses im Holz zeigt die nachhaltige Schwächung des Baumes durch die Mistelbelastung. Die Sorte ist nicht feststellbar, da der Baum schon seit Jahren keine Früchte mehr trägt. Er ist abgängig, der Mistelbewuchs hat seinen Wirt so geschwächt, dass die eigene Versorgung nicht mehr möglich ist. Die Blattmasse wird nicht mehr erneuert, der Baum geht ein. Bei mangelnder Pflege, d.h. wenn bei den Baumpflegearbeiten der unerwünschte Zuwachs des Halbschmarotzers nicht rechtzeitig entfernt wird, breiten sich die Mistel auf dem Baum aus. Der Wirtsbaum wird geschwächt durch Wasserverlust und Nährstoffentzug. Die zurückliegenden Jahre mit weniger Niederschlag haben die Bäume geschwächt, sie sind nicht mehr so widerstandsfähig gegen den Eindringling. Selbst bei Birnbäumen kann man die Mistel zwischenzeitlich finden.
Was kann man dagegen tun?
Grundsätzlich ganzjährig entfernen, bei jeder Baumpflege alle, auch die kleinsten Mistelauswüchse, sofort abschneiden. Schon die Entfernung der weiblichen Mistel mit den klebrigen Beeren reduziert den Befallsdruck für die anderen Bäume. Einige Vogelarten (Misteldrossel, Seidenschwanz und Mönchsgrasmücken) ernähren sich von Beeren, nach dem Verspeisen putzen sie den verschmierten Schnabel an dem Astwerk an anderen Bäumen ab und verbreiten so die Samen. Auch nach der Verdauung wird durch den Kot der Samen auf andere Bäume übertragen.
[Text und Bilder: Hans Wener]
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