Nein, wir reden nicht von Mössingen. Sondern von einer Landschaft, die für 10 % der EU-weiten Apfelproduktion steht und die jährlich über eine Million Tonnen Äpfel produziert – Südtirol. 2018 hatten wir in der Mössinger Apfelwoche den Filmemacher Alexander Schiebel zu Gast, der in seinem Film „Das Wunder von Mals“ das Problem thematisierte, dass in Südtiroler Apfelplantagen sehr viel gespritzt wird: Insektizide, Fungizide, Wachstumsregulatoren, Pheromone, Herbizide. Durch diese Pestizide wird zwar auch das Obst selbst belastet (wenngleich die Rückstände im gesetzlichen Rahmen liegen), vor allem aber die Landschaft und die Menschen, die dort leben – und auch die Böden und Früchte von Landwirten, die Äpfel eigentlich ökologisch anbauen.

Ein Verband Südtiroler Apfelbauern verklagte den Filmemacher und einen Mitarbeiter des Umweltinstituts München. Im Zuge des „Südtiroler Pestizidprozess“ (der letztendlich mit Freisprüchen endete) wurden Betriebshefte von 681 Bauern aus dem Vinschgau eingezogen, die den Pestizideinsatz im Jahr 2017 dokumentieren. Zusammen mit der Süddeutschen Zeitung analysierte der Bayerische Rundfunk diese Datensätze und brachte ans Licht, wie viel Pestizide im Apfelanbau eingesetzt werden. Der Bericht bietet neue Einblicke in den Apfelanbau in der EU, wo solche Daten in der Regel nicht öffentlich zugänglich sind. Unter anderem fand das Team heraus, dass eine einzelne Apfelplantage im Laufe einer Saison – zwischen März und September – durchschnittlich 38 Mal besprüht wurde. Der Bericht ist mit vielen Grafiken versehen und zeigt sehr anschaulich, was und warum in Südtirol Jahr um Jahr gespritzt wird.

Zum Bericht auf BR.de
Zum Film „Pestizid-Streit: Wie giftig ist der Apfelanbau?“