… Esjuwi-Fahrer gebe es, meinte Michael Niethammer bei seinem Soloauftritt im gut gefüllten Pausa-Café am gestrigen Mittwochabend. Kurzfristig ersetzte er den ausgefallenen Duo-Part Roland Herters und zupfte, quetschte, sang und jodelte sich einfach allein durchs Streuobst-Kabarett-Programm. Das aufmerksame Publikum goutierte es am Ende mit anhaltendem Beifall. Vorab gab es wunderbare Streuobst-Häppchen aus der Pausa-Küche. Das war auch gut so, denn das vorletzte Lied handelte vom langsamen Berner Reto, und Michael Niethammer warnte schon vorab: „Geht nochmal aufs WC und holt euch was zu Trinken, das Lied kann dauern.“ Das gejodelte Stück war dann doch sehr viel kurzweiliger – so wie das gesamte Programm davor.
Zurück zum SUV: Den braucht der schaffige Schwabe „samt Henger nadierlich fir sai Schdiggle“. Das Stückle zieht sich wie ein roter Faden durchs Programm. Denn auf diesem wachsen Obstbäume, die gerne mal vom Zitronen- zum Quittenbaum mutieren. Aus dem Obst wird Saft und aus dem Saft wird Most. Eine gute Gelegenheit, das Mössinger Mostseminar und die Feinheiten der Chemie genauer unter die Kabarett-Lupe zu nehmen. Der gelernte Chemielehrer Niethammer spricht dann auch die schwierigsten chemischen Bestandteile aus als wäre er beim Bäcker zum Brötchenholen. Zum Glück verrät sein mostgenialer Freund Edison nach dem fünften Beaujolais endlich, welche beiden Bestandteile am wichtigsten sind für den besten Moscht: „Epfel und Bira“. Den Rest mache der Most selber, denn der sei ebenfalls Schwabe: „Der schafft von alloi.“
Nach Obst, Saft und Most bleibt noch der Schnaps. Wer die bürokratischen Hürden rund um seine Stoffbesitzernummer 16085 und diverse Brenngenehmigungszurückweisungsbescheide gemeistert hat (Lied: „I han an Ofa“), der landet nicht viel später bei Franco in Italien und seinem Rant über den Grappa, der wie man weiß, aus Abfall hergestellt wird und nur Touristen ausgeschenkt wird. Der Kenner hingegen genießt „Ciliegia Belsamico“, auf schwäbisch: Belsemer Kirsch. Weiter galoppiert Niethammers Pferdeapfelpferd durchs pyromanisch veranlagte Starzeltal, erneut nach Italien in Francos Schmiede und zum dortigen Southern Walking, um schließlich in einem Werbeblock für die Projekte des Netzwerks Streuobst zu landen, gefolgt von einer Liebeserklärung ans gastgebende Café Pausa mit seinen vielen regionalen Produkten. „Bei eich, do war’s schee“, swingte der Barde ganz allein die Andrews Sisters im Schlusslied, bevor er mit einem hessisch geslangten Herbstgedicht endete: „Härbsch / Wie du die Blädder färbsch“. Eine Hessin im Publikum assistierte freundlich bei der Aussprache, der Rest applaudierte mit fröhlicher Miene:






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