Kategorie: Netzwerk Streuobst (Seite 1 von 13)

Der rote Mössinger – Ernte abgeschlossen

Freundliche Spenderinnen und Spender sowie fleißige Hände – das ist das Grundrezept für den „Roten Mössinger„. Denn zum einen braucht es Birnbäume der Sorten „Oberösterreicher Weinbirne“ oder „Schweizer Wasserbirne“, die zur Ernte freigegeben werden. Und zum anderen Helferinnen und Helfer, die das Obst einsammeln. Am gestrigen Sonntag war der Trupp auf Streuobstwiesen in Talheim, Belsen und Mössingen unterwegs. Und das Ergebnis kann sich sehen lassen. In viereinhalb Stunden wurde ca. eine dreiviertel Tonne Birnen geerntet: Die Birnen wurden in der Ais-Dorfmosterei in Bodelshausen abgeliefert, wo sie gleich heute gepresst und dann bei der Küferei und Kellerei Holweger in Täbingen weiterverarbeitet werden. Auf den fertigen Birnensecco darf man sich ab ca. April 2025 freuen.

Dritter Steinlachtäler Streuobst-Stammtisch

Gleich vormerken:

Donnerstag, 21.11.2024
Café Pausa
Löwensteinplatz in Mössingen
ab 19.00 Uhr

Herr Weißmann wird einen Fachvortrag beitragen. Thema ist noch offen.

Hintergrund:
Unter dem Motto „Schützen durch Nützen“ bietet die lose Organisation der Obst- und Gartenbauvereine Belsen, Bodelshausen, Dußlingen, Gomaringen, Mössingen, Nehren, Ofterdingen und das Netzwerk Streuobst Mössingen eine von Willy Junger, 2. Vorsitzender des OGV Gomaringen organisierte Obstannahme zur Erntezeit im Herbst an. Bei einem Aufpreisprojekt unter Beteiligung der Firma Häusermann Fruchtsäfte Neckartailfingen wird das angenommene Obst sofort verarbeitet und in Flaschen zu Steinlachtäler Most, Cidre, Apfelsaft und Apfelschorle abgefüllt. Erhältlich bei den üblichen Verkaufsstellen und Regionalläden.

Verbucht

Das Netzwerk Streuobst Mössingen kommt ja immer mal wieder zwischen zwei Buchdeckel. Dann aber meistens bei wissenschaftlichen Abhandlungen. Jetzt auch in einem richtigen, ausgewachsenen Hardcoverbuch.

Die Autorin Kirsten Segler fragte sich, wie man eigentlich damit klarkommt, dass immer mehr Arten verschwinden und die Klimakrise zunehmend bedrohlicher wird? Ihre Antwort: „Man pflanzt dagegen an!“ In Gärten, auf Balkonen, rund um Firmen und öffentliche Gebäude. Auch wenn das nur einzelne Flicken sind: Je mehr es gibt, desto dichter wird der Teppich, der heimischen Pflanzen und Tieren das Überleben sichern kann. In ihrem Buch „Die Blumenwiese, das Fingerkraut und die Rettung der Welt“ erzählt sie von ihrem mitunter holprigen Weg, den eigenen Garten zu beleben und von Menschen, die auf diesem Weg schon ein Stück weiter sind. Außerdem berichtet sie von Pionieren, die auf Äckern, Moorböden, Weiden und im Wald altes mit neuem Wissen verbinden und so Landschaften erschaffen, die produktiv sind und zugleich schön und lebendig.

Auf ihrer Suche stieß Segler auch auf das Netzwerk Streuobst Mössingen, interviewte Mitgründer Hans Wener dazu und fand hier viele „Ideen, die man abkupfern kann“. Wie schön! Das Buch ist in jeder Buchhandlung bestellbar unter der ISBN 978-3-7597-5958-0.

Position beziehen

Als Verein, der sich dem Erhalt der Kulturlandschaft Streuobstwiese widmet, führen wir viele Diskussionen: Welcher Weg ist der richtige? Wie stehen wir zu diesem oder jenem Thema? Welche politischen Maßnahmen halten wir für richtig? Manche dieser Diskussionen sind für uns abgeschlossen, solange keine neuen Argumente dazu kommen.

Wir haben die Wahrheit nicht für uns gepachtet und respektieren auch andere Meinungen. Bei den dargestellten Themen haben wir uns aber eine gemeinsame Meinung erarbeitet.

Die gemeinsam erarbeiteten Positionen sollen künftig an dieser Stelle ausführlich dargestellt werden und können dann auch anderen als Wegweiser oder Argumentationsgrundlage dienen. Dafür haben wir einen neuen Menüpunkt auf unserer Website unter „Netzwerk – Positionen“ eingerichtet.

Bislang umfasst diese neue Rubrik zwei Themen:

  • gelbes Band
  • B27 – Ortsumfahrung Ofterdingen

Birnensorten in „se länd“

Hans-Thomas Bosch war am Apfelfreitag sehr gefragt. Nachdem er ausgiebigst Apfel- und Birnensorten aus dem ganzen Steinlachtal bestimmt hatte, durfte er eine kleine kulinarische Pause im Café Pausa machen, bevor es gleich anschließend wieder quer über den Löwensteinplatz zurück in den Tonnenhallen-Vortragsraum ging. Birnen waren sein Thema und auch hier war das Interesse groß – zu Recht. Sachkundig und eloquent, flankiert von beeindruckenden Bildern der oft mächtigen Bäume beschrieb der Obstsortenfachmann vom Kompetenzzentrum Obstbau Bodensee in Bavendorf eine Birne nach der anderen.

Die gängigsten Sorten in Baden-Württemberg sind die Schweizer Wasserbirne („Sackstupfer“, heute wegen Birnenverfall nicht mehr geeignet), die Oberösterreicher Weinbirne (in den 90er Jahren vom Feuerbrand dezimiert), der kleinfrüchtige Gelbmöstler mit seiner kugeligen Krone, die insbesondere zum Dörren und Destillieren geeignete Palmischbirne, gefolgt von der gefürchteten Grünen Jagdbirne. Letztere ist eine typische Wirtschaftsbirne, mit der heute nicht mehr viele etwas anfangen können. Solche Birnen enthalten viele Gerbstoffe, sind hart und benötighen viel Zeit zum Reifen. Wer im September in eine beißt, bereut das sofort. Dabei entfalten sie ihr Aroma erst nach einigen Frösten und können durchaus bis im Januar liegen bleiben. Früher wurde die Grüne Jagdbirne (eigentlich „Metzer Bratbirne“) als „Scheidbirne“ zur Klärung des Trubs eingesetzt, heute nutzen sie Fachleute nach entsprechender Behandlung für Premiumprodukte.

Auch die Kirchensaller Mostbirne wird wegen ihres hohen Gerbstoffgehalts oft unterschätzt, bringt aber gut und gerne bis zu 80 Oechsle und wird oft auch als Sämlingsunterlage genutzt. Hans-Thomas Bosch erzählte begeistert von Birnbäumen mit markanter Wuchsform, darunter etwa die Brunnenbirne, die Wilde Eierbirne oder auch Gellerts Butterbirne. Die Guntershauser (oder Owener) Mostbirne ist sehr langlebig und bildet 150- bis 180-jährige Baumriesen mit einem Stammumfang von 4 Metern.

Der Trend aber geht zu großfrüchtigen Sorten, auch um die Erntearbeit zu verringern. Ein gutes Beispiel hierfür ist die Bayerische Weinbirne, die „sehr saftig, süß aber herb“ schmeckt, aber auch einige Wochen lagerfähig ist. Ähnlich auch die Paulsbirne, die sehr vital und starkwüchsig und heute auch für schwierige Lagen geeignet ist und eine landschaftsprägende Krone ausbildet. Den ältesten Birnbaum fand Bosch bei Augsburg. Er schätzt ihn auf 350 Jahre. Sein Stammumfang beträgt rund 5 Meter. Damals herrschte in Frankreich der „Sonnenkönig“ Ludwig XIV.

Eduard-Lucas-Fest in Reutlingen

Eduard Lucas gründete 1860 in Reutlingen eine Lehranstalt für Gartenbau, Obstkultur und Pomologie, war Geschäftsführer des von ihm gegründeten Deutschen Pomologen-Vereins und Mitherausgeber der Pomologischen Monatshefte. Er entfaltete auf dem Gebiet des Obstbaus eine reichhaltige schriftstellerische Tätigkeit, bildete Baumwarte aus und vertrieb weltweit Obstbaumsorten aller Art.
1984 wurde das ehemalige Gelände des Pomologischen Instituts im Rahmen der Landesgartenschau zu einem Stadtpark umgestaltet, der heute den Namen „Pomologie“ trägt. Derzeit wird überlegt, ob das Wohnhaus von Eduard Lucas, das direkt neben dem Pomologischen Institut steht, zu einem Biosphären-Infozentrum ausgebaut werden kann. Am vergangenen Samstag wurde hierzu in Reutlingen ein Förderverein gegründet. Im Vorfeld veranstaltete der Kreisverband der Obst- und Gartenbauvereine auf dem Gelände der Pomologie das erste Eduard-Lucas-Fest. Das Netzwerk Streuobst Mössingen war mit einem Infostand vertreten.

Intensive Gespräche beim Eduard-Lucas-Fest. Im Hintergrund ist das Pomologische Institut zu sehen.

Netzwerk-Ausflug

Der jährliche Netzwerkausflug führte dieses Jahr ins Hohenlohische. Nach gut zweistündiger Autofahrt erreichte man das erste Ziel: Kloster Bronnbach. In unmittelbarer Nähe zur beeindruckenden ehemaligen Zisterzienserabtei liegt der im Jahr 2013 angelegte Quittenpfad. Unter fachkundiger Führung durch Harald Lurz, den Berater für Obst, Garten und Landschaft beim Landwirtschaftsamt des Main-Tauber-Kreises erfuhr man Erstaunliches und Bedenkenswertes über die Frucht, die schon seit 6.000 Jahren kultiviert wird, aber in Deutschland eher stiefmütterlich behandelt wird. Zu Unrecht, wie Harald Lurz meinte, denn gerade in Zeiten der Klimakrise kann dieses pflegeleichte und robuste Obst gut angebaut werden.

Harald Lurz führt durch den Quittenpfad.

Harald Lurz führt durch den Quittenpfad.

Nach einem kleinen Snack im Schatten der ehemaligen Orangerie, das vom größten Außenfresko nördlich der Alpen dominiert wird, ging es via Tauberbischofsheim und Mergentheim weiter nach Mulfingen-Hollenbach, wo uns Manfred Böhm vor seinem neben der Kirche gelegenen Streuobstladen erwartete, um uns alles über Cider zu erzählen.

Manfred Böhm empfängt die Netzwerk-Delegation vor dem Streuobstladen in Hollenbach.

Manfred Böhm empfängt die Netzwerk-Delegation vor dem Streuobstladen in Hollenbach.

Wirklich alles. Denn der 2018 gegründete Familienbetrieb der Böhms umfasst nicht nur den liebevoll eingerichteten Laden, sondern auch die nur wenige Schritte entfernte Ciderwerkstatt, in der der preisgekrönte Cider entsteht, wegen dem wir das 400-Seelen-Dorf besuchten.

Hier lässt sich alles verkosten, was die Böhms das Jahr über produzieren. Und aus berufenem Mund erfahren, nach welchen Kriterien das Obst ausgewählt und verarbeitet wird und welche hohe Qualitätsmaßstäbe hier angelegt werden. Im Ergebnis lassen sich viele verschiedene Cider kosten, die ja nach Lage, Jahrgang und Sortenauswahl auch sehr unterschiedlich schmecken. Die Netzwerk-Delegation war beeindruckt vom enormen Fachwissen Manfred Böhms und dem Enthusiasmus, mit dem die Familie Böhm sich für den Wert der Streuobstwiesen einsetzt. (Da sind wir übrigens nicht allein.)

Die ansprechend präsentierte Produktpalette der Ciderwerkstatt.

Die ansprechend präsentierte Produktpalette der Ciderwerkstatt.

Herzlichen Dank an die Gastgeber!

Tag der Streuobstwiese

Den Tag der Streuobstwiese begingen 50 gut beschuhte Wandersleute auf der vom Schwäbischen Albverein und dem Netzwerk Streuobst gemeinsam angebotenen Führung durchs Mössinger Streuobst.
Die Tour zum Mössinger Stadtjubiläum hatte in einer Kombination der beiden Premium-Spazierwanderwege Leisawegle und Streuobstwegle einen Umfang von 12.500 Schritten – je 10 Schritte für ein Jahr Mössinger Geschichte.

Abmarsch vom Aible …

Sabine Mall-Eder und Ulrich Eder vom Netzwerk informierten die Interessierten bei schönstem Wanderwetter über Historie, Gegenwart und Zukunft der Kulturlandschaft, die Mössingen so sehr prägt.

… Richtung Leisabühl

Wegwart Klaus Jäger vom Albverein beschrieb die aufwendige Arbeit des Vereins bei der Pflege des Wandernetzes und Naturschutzwart Karl Haldenwang steuerte immer wieder profundes und spannend vorgetragenes Fachwissen zur vielfältigen Natur der Streuobstwiesen bei.

Rucksackvesper am Kälberauchtert. SAV-Wegwart Klaus Jäger beschreibt das ausgefeilte Wegesystem des Schwäbischen Albvereins.

Zum Abschluss konnten sich die Wanderer bei Kuchen und Apfelschorle stärken und ein Schlückchen vom brandneuen Netzwerk-Amaretto „Pruno“ probieren.

Letzte Station „Netzwerkstückle“. Hier kann der „Pruno“ probiert werden. Dazu gibt es leckeren Kuchen.

Der „Pruno“ – Kernkraft aus dem Steinlachtal

Amaretto, ist das nicht dieser Mandellikör aus Italien? Weit gefehlt. Der typische, marzipanähnliche Geschmack von Amaretto beruht bei der industriellen Herstellung zwar auf Bittermandelöl, das aber wird überwiegend aus Aprikosenkernen gewonnen. Im Steinlachtal hingegen, wo weder Mandeln (prunus dulcis) noch Aprikosen (prunus armeniaca) wachsen, hat sich das Netzwerk Streuobst Mössingen etwas noch Naheliegenderes ausgedacht: Der hiesige Amaretto basiert auf prunus domestica – auf gut Schwäbisch: Zwetschge.

Hauptgrundlage des zum 1250-jährigen Stadtjubiläum aufgelegten Edelgetränks ist ein sortenreines Streuobstdestillat aus der Oberösterreicher Weinbirne. Mit Zwetschgenkernen und Kandiszucker angesetzt und mehrere Wochen im Keller ausgereift ist der „Pruno“ – so der kernige Name des neuen Likörs – jetzt in einer limitierten Auflage von knapp 300 Flaschen unter dem Slogan „Kernkraft aus dem Steinlachtal“ erhältlich. Eine erste Kostprobe gibt es bei der vom Netzwerk Streuobst und dem Schwäbischen Albverein geführten Wanderung am Tag der Streuobstwiese (Sonntag, 28.4.2024).

Winterzeit, Schneidezeit

Am Samstag, 27. Januar trafen sich die Netzwerkler:innen bei prächtigem Wetter mit Leitern, Sägen und Scheren auf der Vereinswiese. Gut 30 Bäume warteten auf ihren Schnitt. Knapp drei Stunden später waren alle Bäume versorgt und dann gab’s die wohlverdienten Brezeln.

Zuerst wird der Baum diskutiert …

… und dann frisiert.

Feintuning.

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